Entwerfen und Baukonstruktion IV:
PiE Tragwerk von FG TEK

28 Teilnehmer*innen
ab 19.10.22 Donnerstags + Freitags, 10–18 Uhr
WiSe 2023/24

How to NBL Studio

Foto: NBL

Ein Stück ursprüngliches urbanes Berliner Leben: die Kulturfabrik in Moabit (KuFa) ist ein Konzertort, Theater, Kino, Club, Ausstellungshaus, Café und Kneipe über 6 Stockwerke. Darüber hinaus ist das Haus ein solidarisches Kiezwohnzimmer für eine Nachbarschaft, die sich stark im Wandel befindet. Seit 1990 wird das Haus von einer Vielzahl gemeinnütziger Organisationen durch ehrenamtliches Engagement gepflegt und verwaltet. Drei entkernte, leer stehende Geschosse im denkmalgeschützen Altbau, sowie die angrenzende Brachfläche bieten wertvolle und bis lang ungenutzte Potenziale für die Zukunft des soziokulturellen Zentrums KuFa.

Im Entwurfsstudio haben wir gemeinsam mit Akteur*innen der KuFa Szenarien für eine zukunftsfähige und kreislaufgerechte Transformation des Gebäudebestands und der angrenzenden Freifläche entwickelt und im Rahmen des PiE-Tragwerk innovative Tragwerkskonzepte auf ihre Machbarkeit überprüft. Zum Semesterende haben wir die gemeinsamen Ergebnisse im Rahmen einer Ausstellung in der KuFa für einen öffentlichen Diskurs zugänglich gemacht.
KUFABUNT

Michael Arnoldy, Paul Friedl, Wanda Hagelstein, Jule Kuhl


Der Entwurf geht von mehreren Beobachtungen aus: so schließt das Gelände der Kulturfabrik direkt an einen für die Nachbarschaft wichtigen Platz an, der in Zukunft wohl im Zusammenhang mit dem Döberitzer Grünzug noch weiter gestaltet werden wird. Die verschiedenen kulturellen Nutzung der KuFa, ihre vielfältige NutzerInnenschaft, findet jedoch gegenwärtig keine nach aussen sichtbare, architektonische Entsprechung. Unser Baukörper verbindet daher den schon bestehenden Aussenbereich der KuFa mit dem öffentlichen Platz. Er setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Einem vorderen, flacheren Teil, und dem hinteren „Turm“. Der vordere Teil nimmt den zweiten Kinosaal und die Galerie auf. Der hintere den Erschließungskern mit Treppenhaus und Aufzug sowie die sanitären Anlagen. Die Platzierung des Turms auf dem Grundriss des schon existierenden erweiterten Kellergeschosses der Kufa macht aufwändige und ressourcenintensive Tiefgründungen überflüssig, weil Fluchttreppenhaus und Aufzug in den bestehenden Keller hinabreichen.
Die im Moment noch ungenutzten beiden obersten Geschosse des Bestandsbaus werden, zusammen mit dem jetzigen Galeriegeschoss für das Gästehaus bzw. die Vermietung als Büros und Praxisräume vorgesehen. Im Mittelflügel werden Küche, Ess- und Aufenthaltsbereiche sowie Seminarräume untergebracht. Sie stehen sowohl den Gästen zur Verfügung als auch den MieterInnen und dienen als verbindendes Element.
Über Aussentreppen, die Dachterrassen, sowie einen separaten Abgang für das „Slaughterhouse“ werden alle Kulturangebote in der KuFa, ob im Neu- oder im Altbau, direkt erreicht. Die unterschiedlichen Fassadenbekleidungen aus wiederverwendeten oder recycelten Materialien zeigen die vielfältigen, dahinterliegenden Nutzungen und Funktionen. Konstruktiv liegt der Fokus auf einer robusten, einfachen Konstruktion und einfach lösbaren Verbindungen. Bei Putzen und Mörtel werden Kalkmörtel und Lehmputz verwendet, die im Gegensatz zu Zementprodukten recht einfach mechanisch von den Bauteilen zu entfernen sind. 
35EINHALB

Luis Heyde, Florian Grunenberg, Lourenco Etzler E Casimiro, Ida Schaffer, Alejandra Rodriguez Gasco

Die grundlegenden Prinzipien der Kulturfabrik Moabit als ein Ort des Engagements und der sozialen Verantwortung bilden die Basis für das solidarische Stadtteilzentrum 35EINHALB. Der Entwurf besteht aus drei Volumen: einem Turm mit Erschließungskern, dem Gäste- und Seminarhaus und der Futterluke – dem KUFA Späti. 

35EINHALB wurde ohne tragende Wände im Inneren konzipiert, um Anpassungsfähigkeit und Offenheit für zukünftige Entwicklungen zu demonstrieren. Flexible Elemente im Erdgeschoss ermöglichen eine offene oder geschlossene Gestaltung und passen sich somit unterschiedlichen Tageszeiten und Situationen in der Nachbarschaft an.
KUFADUFA

Alfa Amerta, Juyeon Jeon, Wynne Xiesoria, Yujeong Choi

Als Kinder entdeckten wir auf dem Spielplatz unsere eigene kleine Welt, spielten und erlebten zusammen Abenteuer. Neben der KUFA, die mit ihrer einzigartigen Identität und ihrer langen Geschichte als kulturelles Zentrum der Region fungiert, bietet nun ihre Erweiterung, die DUFA, einen neuen „ Kulturspielplatz „. Als ein Set ermöglichen sie es den Menschen, Kultur mit anderen zu teilen und angeregt zu interagieren. Mit DUFA wird die verborgene Facette der KUFA hinter der Brandschutzmauer durch den architektonischen Kontext und die räumliche Verknüpfung enthüllt. DUFA verfügt über multifunktionale Einrichtungen wie Atelier, Ver- anstaltungshalle, Seminarraum und Herberge, die Möglichkeiten für den künstlerischen und inspirierenden Austausch geben. So wird wieder eine neue Kultur kreiert.
KULTURFUGE

Kim Nguyen, Julia Sohl, Gregor Bläsi, Theo Osterhage, Charlotte Emmler

Bei der Auseinandersetzung mit der Kulturfabrik Moabit, als Bestandsgebäude und dem Entwerfen eines Anbaus, sehen wir die ehemalige Brandwand, ein aussterbendes Element im Berliner Stadtbild als besonders schützenswert. Um die geschichtsträchtige Brandwand nicht nur zu erhalten sondern hervorzuheben, rücken wir den Neubau, ein Gästehaus, respektvoll ab. Es entsteht, ein schmaler Außenraum, eine Fuge, welche sowohl Verbindung zwischen Neubau und Bestandsgebäude ist, als auch Kommunikationsfläche zwischen Kulturfabrik und öffentlichem Raum.
K HAUS

Emma Henker, Elizabeth Jameson, Anita Kovacheva, Daria Zagorova

Die Kulturfabrik Moabit liegt unweit des Berliner Hauptbahnhofes an einem Quartiersplatz, an dem verschie- dene zivilgesellschaftliche Akteure zusammenkommen. Die Struktur des Platzes öffnet den Raum dabei in seiner ganzen Tiefe in einer diagonalen Geste. Zukünftig soll eine Nord-Süd- Grünverbindung, der Döberitzer Grünzug, beide Orte mitein- ander verbinden, was zu einer höheren Frequentierung des Areals führen dürfte. Das K-Haus versucht in erster Linie die Erschließung und die Sichtbarkeit der Kulturfabrik nach außen zu verbessern.
Das K-Haus steht repräsentativ für Kultur, Kollektivität und den Geist der Kiezmutter der Lehrter Straße, Klara Franke (1911- 1995). Es versteht sich einerseits als räumliche Erweiterung
der Kulturfabrik und dient andererseits dem zukünftigen Stadtteilzentrum Moabit Ost als neue Stätte. Beide Nutzungen fördern soziales Engagement und möchten Anker für die Nachbarschaft sein.
Unser Konzept baut auf zwei wesentliche Gestaltungsprinzipien auf: der Grundriss entwickelt sich
aus der inneren Logik und dem Bedarf der Kulturfabrik, während die Kubatur die Achsen des Quartiersplatzes wieder aufgreift und diesen neu beleben möchte. Ein Teil unserer Betrachtungen kommt daher dem Grundstückszaun zwischen Innenhof und Platz zu, der bislang eine harte Grenze im öffentlichen Raum darstellt. Durch eine kleinteilige Bebauung und grüne begehbare Dachflächen — als Fortführung des Döberitzer Grünzugs — soll der Hinterhof der Kulturfabrikzugänglicher werden.
Schließlich ist unser Vorhaben einer terrassierten Landschaft maßgeblich durch das Motiv des Ankommens und der Öffnung geprägt. Diese verleiht der Kulturfabrik eine dem Platz zugewandte Ansicht, ohne dass die bisherige Fassade an Bedeutung verliert.
RUNDUM KUFA

Moritz Elsemanns, Peter Fell, Johanna Tauer, Lilli Wetzel

Im Mittelpunkt von RundumKUFA steht die bessere Erschließbarkeit der Kulturfabrik. Neue Nutzerinnen, die die Kulturfabrik auch tagsüber bespielen, und neue Nutzungen sind ein wesentlicher Bestandteil, um die Zukunt der Kulturfabrik zu sichern. Umgesetzt wurde dies durch die Mitte, den sogenannten Transitraum, der die beiden großen Baukörper verbindet. Die Mitte wird durch einen offenen Erschließungsturm mit Aufzug und Treppe verbunden, der die Haupterschließung darstellt. Darüber hinaus ermöglicht der Stahlskelettbau den Über- gang zwischen Alt- und Neubau durch leichte Brückenkonstruktionen. Das Zusammenspiel des Transitraums mit dem Erschließungskern und den Altbauteilen sowie die Verbindung mit dem Neubau schaffen natürliche Bewegungsabläufe, wodurch die Kufa rundum durchquert werden kann.
Das Volumen des Erweiterungsbaus reagiert auf die Brücken mit Einschnitten und Vor- sprünge. Der Holzskelettbau beinhaltet Verkaufsstände, Kinosäle und Teile des Gästehauses und dient als technische Entlastung und ermöglicht die Sicherung der großflächigen Räume im Altbau.
Das Tragwerk ist bis auf die Balkenköpfe mit einer hinterlüfteten Fassade aus vertikalenSchalbrettern verkleidet. Die auskragenden Trägerköpfe dienen zur Befestigung der Draht-modulfassade, die von den Kufa-Akteurinnen individuell angepasst und verändert werden kann. Pflanzgitter und Werbeplakate dienen als Sonnenschutz, aber auch als veränderbares Gestaltungselement.
BIG RED

Carolin Biehler, Maria Luisa Lauro, Marc Mierke, Mona Pistauer, Majd Zeidan

Die Bewahrung der einzigartigen Identität der Kulturfabrik Moabit stand von Beginn des Entwurfsprozesses im Mittelpunkt unseres Interesses. Unser geplanter Anbau zielt darauf ab, mehr Menschen zur KUFA zu bewegen, ohne dabei wesentliche Veränderungen im Inneren vorzunehmen, um die charakteristische Atmosphäre und den Stil der KUFA zu bewahren. Mit diesem Ausgangspunkt wurde die dynamische Fassade gestaltet, denn sie spiegelt nicht nur die Vielfalt und Lebendigkeit der KUFA wider, sondern dient auch als visuelle Anziehungspunkt für Passanten. Durch diese Gestaltungselemente streben wir an, die Kulturfabrik Moabit zu einem Ort zu machen, der Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Interessen zusammenbringt. In Ergänzung dazu wird das Erdgeschoss offen gestaltet, wodurch eine nahtlose Verbindung zwischen Innen- und Außenbereichen entsteht. Ein durchdachter Durchgang bietet nicht nur eine einfache Navigation durch das Gebäude, sondern ermöglicht auch einen fließenden Übergang zur anderen Seite des Grundstücks. Ganz bewusst wurde Club-Eingang vom Haupt- eingang getrennt, um eine klare Struktur zu schaffen und unterschiedlichen Veranstaltungen gerecht zu werden.
Besonderes Augenmerk legen wir auf die Bereiche, die an das Kino und Theater in der KUFA angrenzen, um diese bislang getrennten Gruppen zu verbinden und einen integrativen Raum zu schaffen. Die Raumgestaltung bleibt bewusst offen, um Flexibilität und Vielseitigkeit zu ermöglichen. Des Weiteren wurden Hostels im 3. und 4. Obergeschoss geplant, die mit Seminarräumen sowie der Galerie in der KUFA verbunden sind. Diese Struktur fördert eine enge Verbindung zwischen Besuchern und Künstlern, wodurch ein lebendiges kreatives Umfeld entsteht. Die Dachterrasse mit einem beeindruckenden Ausblick über Moabit wurde implementiert, um eine erholsame Umgebung für die Besucher zu schaffen. Die Konstruktion aus Holzständerwänden mit innenliegenden Brettsperrholzplatten setzt auf Nachhaltigkeit und zeitgerechte Architektur, wobei die Skelettbauweise aus Holz eine tragende Rolle spielt. Sowohl Wände als auch Decken werden aus Brettsperrholzplatten gefertigt, um eine durchgängige Gestaltung zu gewährleisten und ein atmosphärisches Gefühl den Besuchern zu bieten.
EMBRACE

Emma Henker, Elizabeth Jameson, Anita Kovacheva, Daria Zagorova

Bei der Bestandsanalyse ist uns aufgefallen, dass die KUFA im Moment mit ihren Funktionen und Angeboten größtenteils Erwachsene anspricht. Dies wollen wir mit unseren Interventionen verändern, ohne das Leitbild oder die Werte der KUFA zu verändern. Dafür integrieren wir in das leerstehende fünfte Obergeschoss eine Kinderbetreuung mit einem Spiel- und Aktivitätsbereich im linken und einem Ruhe- und Lesebereich im rechten Flügel der KUFA. Zusätzlich bespielen wir das gleichermaßen leerstehende vierte Obergeschoss mit Büroräumen, Co-Working-Spaces und Seminarräumen, die mithilfe von Faltwänden je nach Nutzung und Personenanzahl vergrößert und verkleinert werden können. Somit können sich ganze Familien in der KUFA aufhalten, ohne direkten Einfluss aufeinander zu haben: Elternteile können privat oder mit ihrem Büro Seminarräume mieten und ihre Kinder währenddessen ein Geschoss höher bei der Kinderbetreuung abgeben. Somit ist geschossübergreifend der Sinn für Gemeinschaft und Verbundenheit erhalten.
Nachdem wir nun sowohl Erwachsene als auch Kinder ansprechen, fehlt eine weitere Gruppe: Jugendliche. Hierfür bauen wir auf der Freifläche auf der Südseite der KUFA ein Hostel für reisende Jugendgruppen, die Berlin erkunden wollen. Sie werden in Achterzimmern mit privatem Balkon untergebracht, wo sie schlafen, duschen, entspannen und zusammenkommen können. Für sowohl die Jugendlichen als auch die Kinder und Büronutzer:innen wird ins Erdgeschoss eine Mensa mit Außenterrasse errichtet, in der sie zu verschiedenen Tageszeiten kalte und warme Speisen erhalten können. Auf dieser Außenfläche befindet sich zusätzlich ein Kiosk und die Terrasse des KUFA Cafés, wodurch sie mit Leben eingehaucht wird und eine neue Eingangssituation zum gesamten Gebäude geschaffen wird.
Dies ist jedoch nicht alles, was unser Neubau bietet: Mithilfe von Durchbrüchen der KUFA-Brandwand rechts und links schaffen wir Zugang zu geschlossenen Gemeinschaftsräumen und daran anknüpfenden außenliegenden Balkonen, die zum Verweilen, Zusammenkommen und Unterhalten einladen. Diese sind in jedem Geschoss an die jeweilige Nutzung in der KUFA angepasst, wodurch es zu Synergie und Zusammenspiel zwischen Bestand und Neubau kommt.
Zusätzlich erschaffen wir im vierten Geschoss des Neubaus eine Dachterrasse mit Rooftop-Bar und Dachgarten, die selbstverständlich auch mit der KUFA verbunden ist und weitere Orte des Austauschs bietet.
Man erkennt im Gesamtbild, dass die privaten Hostelräume von den verschiedenen öffentlichen Verbindungsstücken zur KUFA umarmt werden und der „Embrace“ wird geschaffen.
With: Matthew Crabbe, Nina Pawlicki, Eike Roswag-Klinge