Nina Pawlicki untersucht in ihrer Dissertation die Wirkung und Handlungsfähigkeit von DesignBuild im Spannungsfeld von Architekturausbildung, -praxis und Gesellschaft.
Agency in DesignBuild (via TU DepositOnce)
Mit einem Ansatz, der zwischen dem akademischen und dem nicht-akademischen Umfeld oszilliert, proklamieren DesignBuild Studios einen Wandel zu erwirken. Als Reaktion auf globale und gesellschaftliche Herausforderungen realisieren sie Bauprojekte mit Studierenden als Teil ihrer Ausbildung und wollen so Architekturausbildung und -praxis reformieren. Die Keimzellen der Studios sind die Architekturschulen und somit Orte, an welchen schon immer aktuelle Architekturdiskurse formuliert und verbreitet wurden. Sie agieren damit aber auch aus einem starren akademischen Umfeld heraus, das in seiner Grundkonstellation seit Jahrhunderten Bestand hat.
Mit der steigenden Anzahl an DesignBuild Projekten, die an internationalen Hochschulen seit den 90er Jahren durchgeführt werden, muss auch die Frage tiefergehend untersucht werden, wie der proklamierte Wandel wirklich greift – bzw. die Frage nach der Wirkung von DesignBuild als Bewegung. Die Schwierigkeit dieser Untersuchung liegt darin, dass die Auffassung der zentralen Aufgaben und Ziele von DesignBuild Projekten für die unterschiedlichen Kollaborationspartner*innen und ihre jeweilige Projektnarrative variiert. Bis dato fanden Betrachtungen zum großen Teil sehr isoliert, projektbezogen und auf den Erfahrungen Einzelner basierend statt. Dem Spannungsfeld aus Architekturausbildung, -praxis und Gesellschaft, in dem sich DesignBuild Studios mit ihrer Architekturproduktion bewegen, wird dies jedoch nur ungenügend gerecht.
Für eine weiterführende Untersuchung der Auswirkungen der Projekte auf Beteiligte und Kontext wird deutlich, dass keine der etablierten Evaluierungsmethoden für Gebäude oder für Lehrveranstaltungen den komplexen Verflechtungen von akademischem und nicht-akademischem Umfeld mit den jeweiligen Erwartungen gerecht wird. Es bedarf zunächst vielmehr einer umfassenden und detaillierten Theoretisierung der intendierten Wirkungsziele auf den verschiedenen Ebenen als konzeptuelles Rahmenwerk, in dem DesignBuild Akteur*innen agieren. Durch einen Abgleich mit dem jeweils konkret vorhandenen und relevanten Bedarf kann dann in der Folge auf die tatsächliche Handlungsfähigkeit – die agency von DesignBuild geschlossen werden.
Agency in DesignBuild fokussiert nun genau auf diesen ersten Schritt: der Theoretisierung der intendierten Wirkungsziele von DesignBuild und dem Abgleich mit den Herausforderungen, die sich im Kontext einer baulichen Realisierung an der Schnittstelle zwischen akademischem und nicht-akademischem Umfeld ergeben.
Zentrale Fragen sind dabei: Welche Wirkungsziele werden für DesignBuild im Spannungsfeld zwischen Lehrformat, gebautem Objekt und gesellschaftlichen Engagement intendiert? Welche Rückschlüsse auf die Handlungsfähigkeit von DesignBuild lassen sich aus einem Abgleich dieser Wirkungsziele mit den Brüchen zwischen Realität und Intention ableiten?
Ziel der Forschungsarbeit ist es, eine wissenschaftliche Basis für die anschließende Entwicklung einer Strategie zu erstellen, welche die Auswirkungen der Projekte auf verschiedenen Ebenen kritisch hinterfragt und sichtbar macht. Es geht dabei bewusst nicht um die Erstellung von Grundlagen für eine Ex-Post-Evaluation von gebauten Projekten oder Lehrveranstaltungen, sondern vielmehr und die Berücksichtigung des gesamten Projektprozesses und -ergebnisses und um die Einbettung von DesignBuild als Lehrmethodologie in einen breiteren Diskurs über Architekturausbildung und -praxis.