NBL Studio
Forward Planung und Forschung
LSXY Architekten Berlin
Hanne Rung
gefördert durch: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt)
Laufzeit: 07/2023 -12/2024
Die notwendige Transformation der am Bau beteiligten Prozesse, von der Planung bis zur Nutzung oder vom Rohstoff bis zum Recycling, wird im Fachdiskurs unter dem Begriff der Bauwende gefasst. Die Umsetzung der Bauwende wird keinen Masterplan haben können. Die Praxis zeigt, dass individuelle Bedarfe an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen existieren. Sie benötigen passgenaue Lösungen, um maximal energie- und ressourcenschonend handeln zu können. Die hierdurch begründete Vielfalt an Lösungsmöglichkeiten muss unter wissenschaftlicher Begleitung abgesichert werden und der dynamischer Prozess der Bauwende bedarf einer kontinuierlichen Anpassung, Prüfung und Optimierung. Um die komplexen Abhängigkeiten, Synergien und klaren Abgrenzungen zu würdigen und die unterschiedlichen Sektoren zu verknüpfen, ist ein fortlaufender interdisziplinärer Diskurs notwendig.
Da der suffiziente Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen im Zentrum zukünftiger Praktiken des Bauwesens steht, lässt sich erahnen, dass damit auch umfangreiche Auswirkungen auf die Gestalt und Funktion zukünftiger Architekturen, Quartiere und Städte einhergehen.
Durch den Handlungsdruck, verbunden mit den organisatorischen wie ökonomischen Herausforderungen der Bauwende, besteht die Gefahr, dass baukulturelle Aspekte, wie die Herstellung, der Erhalt und die Weiterentwicklung einer als lebenswert empfundenen gebauten Umwelt, in den Hintergrund rücken. Gleichzeitig bietet die Umsetzung der Bauwende aber auch Potential für die Entstehung neuer baukultureller Qualitäten, die im aktuellen linearen Bauwesen noch nicht ausreichend berücksichtigt werden (Stichwort „Umbaukultur“).
Das Ziel des Forschungsvorhabens ist es, Chancen und Grenzen zur Stärkung von Baukultur in der Bauwende aufzuzeigen. Dabei soll zunächst ein thesenhafter Überblick über die absehbaren Entwicklungen und Prozesse der Bauwende gegeben werden, um eine kritische Auseinandersetzung und Diskussion mit zeitgenössischen baukulturellen Werten und Interpretationen zu ermöglichen. Dabei steht die Frage im Zentrum, wie sich die Prozesse der Bauwende unter Bewahrung baukultureller Aspekte gestalten lassen.