Master Entwurf Hochbau I
Kooperation mit: Habitat Unit, Bauhaus Erde, Rechenzentrum Potsdam
©Fotos: Angelika Drescher, Selina Schlez, Kristina Tschesch
Presse (Auswahl) (MAZ) Diskussion zur „Bauwende“ in Potsdam: Neue Ideen für Waisenhaus-Lücke und Staudenhof (ND) Ein Stück Potsdam ohne Parkplätze
Zwischen historischer Rekonstruktion barocker Fassaden und vom Abriss bedrohter DDR-Nachkriegsmoderne-Bauten plant die non-profit Organisation Bauhaus Erde ein “ProtoPotsdam” als ihren zukünftigen Standort in Potsdam und als öffentlichen Ort der Debatte um nachhaltiges Bauens im globalen Kontext. Ausgangspunkt der Entwurfsaufgabe bildet das reale Bauvorhaben von Bauhaus Erde im historischen Zentrum Potsdams – in einer Baulücke mit Bestandsfundamenten, die an einen Gebäudekomplex der Waisenhaus-Stiftung anschließt.
Ist das Errichten eines Neubaus an dieser Stelle aus ökologischen und ökonomischen Gründen überhaupt sinnvoll? Wie ließe sich ein Neubau rechtfertigen und mit der Einhaltung ökologischer Belastungsgrenzen in Einklang bringen? Wie muss die Nutzung des Gebäudes, die Konstruktion und Materialwahl sowie der Bauprozess geplant werden, um die Kriterien einer gebauten Umwelt innerhalb planetarer Grenzen zu erfüllen? Ausgehend von der These, dass wir an Standorten wie Potsdam aufgrund ausreichend vorhandener nutzbarer Bestandsgebäude, Bausubstanz und -materialien nur noch aus gut argumentierten Gründen gebaut werden sollte, hinterfragt das Masterstudio Prototyp Bauwende die konventionelle Herangehensweise an Neubauvorhaben. Stattdessen soll ein Abgleich zwischen Zielsetzung und vorhandenen Ressourcen stattfinden: Welche Akteur:innen und Raumressourcen gibt es bereits aktuell in Potsdam und wie kann ein gemeinwohlorientiertes Raumprogramm im Sinne eines gesellschaftlichen Mehrwerts für die Stadt Potsdam aussehen? Wie lassen sich die aktuellen Debatten um Rekonstruktion und Fassaden in Potsdam neu interpretieren und auf den Holzbau und die gestalterischen Potentiale von schnell nachwachsenden Rohstoffen übertragen? Wie lassen sich die komplexen globale Zusammenhänge zwischen Bausektor, Ökosystemen, Artenvielfalt und Biodiversität mit der Zielsetzung einer sozial und klimagerechten gebauten Umwelt zusammendenken und anhand eines situativen und experimentellen (Bau-)Projekts am regionalen Standort Potsdam erproben?
Zu diesen und vielen weiteren Fragestellungen unserer von systemischen Krisen geprägten Zeit entwickelten die Studierenden des Masterstudios in Gruppenarbeit eine ganzheitliche und kohärente Argumentationslinie und übersetzten diese in unterschiedliche freie architektonische Vorschläge. Sie wurden aktive Akteur:innen des Netzwerks vor Ort und tragen mit ihren Visionen vom “Prototyp Bauwende” aktiv zur aktuellen Debatte bei. Am Ende des Semesters stellten sie ihre Projekte im Rechenzentrum Potsdam aus und prästentierten sie in einer abschließenden Diskussionsrunde einem öffentlichen Publikum.
Benedikt Jährling, Ariann Schwarz, Angelina Orsagosch, Cyrill Kreißl, Felix Frankowiak, Phillip Arndt
Um einen nachhaltigen Wandel im Bausektor zu schaffen und die Bürger*innen von Potsdam aktiv in diesen Prozess mit einzubeziehen, führt das REALLABOR BAUWENDE die
Zivilgesellschaft mit Initiativen der Bauwende zusammen. Der Erhalt und die Transformation des Staudenhofes, einem Bau aus der DDR-Nachkriegsmoderne, dient dabei als Aushängeschild dieses Wandels. In drei miteinander verknüpften Experimentierfeldern im Stadtzentrum untersucht das Reallabor, wie durch gemeinschaftliche Prozesse ein Wandel hin zu einer klimapositiven Stadt gelingen kann. Dazu erprobt der Staudenhof neue Wohnformen und verbindet diese mit ökologischen Interventionen am Bestand.
naturnahe Möglichkeitsräume durch leichte Eingriffe, natürliche Sukzession und gemeinschaftliche Patenschaften geschaffen. Eine klimatische Lunge entsteht. Im ehemaligen Waisenhofareal bietet das nicht bebaute Eckgrundstück Platz für einen Informations- und Testgarten zur Bauwende. Hier können sich interessierte Personen über nachwachsende Materialien, Baustoffe und zirkuläre Prozesse informieren sowie in grünen Klassenzimmern lernen. Das REALLABOR BAUWENDE soll dadurch über Potsdam hinaus Pilotprojekt einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung sein.
Antonia Teuchert, Charlotte Mahrenholtz, Laila Wiens, Nora Meynberg, Jil Kosmowski, Jihye Shin
A wärm ness ist ein genossenschaftlichverwaltetes Quartierzentrum und Bildungsstätte im Zentrum Potsdams. Ressourcengewinnung, -verbrauch und -schutz werden nicht nur durch das Raumprogramm, sondern auch durch das Gebäude als solches untersucht, erprobt und erfahrbar gemacht. Das Gebäude ist so konzipiert, dass die hauseigene Gebäudetechnik die vor Ort vorhandenen Ressourcen; Sonne, Regenwasser, Boden, effizient für den eigenen Grundbedarf im Betrieb nutzt und für die Besucher:innen transparent abbildet. Die mittels der Solarthermie auf dem Dach erzeugten Wärme wird in einem zentralen Wasserpufferspeichert gespeichert, der als zentrales Versorgungs- und zugleich raumbildendes Element
genutzt wird. Der leichte Holzskelettbau wird durch massive Lehmziegelwände als Speichermasse ergänzt. Das Gebäude kann durch seine Gliederung in verschiedene Temperaturzonen, die flexible Raumgestaltung und die eigene
Energie- und Wärmeerzeugung einer vielfältigen Nutzung kostengünstigen Platz bieten.
durch eine gemeinwohlorientierte Nutzung erbracht werden kann.
Mailies Stichling, Jule Jünger, Feia Nehl, Elena Wünschmann, Klara HerrmannIn
In welcher Verbindung stehen die ökologischen Belastungsgrenzen und der Bauprozess und welcher neuen Lösungsansätze für sozial- und klimagerechtes Bauen bedarf es? Diese Fragen gilt es aufzuwerfen, zu diskutieren, neu zu denken und zu erproben. Dafür schafft Muse|um|denken einen passenden (Denk-)Raum. Das Bauen ist seit jeher im Prozess, was zu Veränderungen, Anpassungen und schließlich zu einer immer neuen inneren, wie äußeren Gestalt von Architektur führte. Ebenso wird sich auch in Zukunft das Aussehen unserer gebauten Umwelt an aktuelle Themen
und Herausforderungen anpassen und neue Wege gehen. Um
verantwortungsvoll, anpassungsfähige sowie klima- und sozialgerechte Lebensräume für alle, auch zukünftige Generationen, zu schaffen, brauchen wir eine Bauwende. Wie genau diese Bauwende aussehen und umsetzbar wird, gilt es gemeinsam zu diskutieren und experimentieren.
und Austauschs.
Darlyn Richter, Sabrina Hauck, Anna-Sophie Heimes, Julian Schmid
Die Baulücke des ehemaligen Stiftung Waisenhauses liegt zentral in Potsdam und bildet durch seine Lage eine Schnittstelle zwischen dem barocken Ensemble und dem
vor dem Abriss bedrohter DDR-Nachkriegsmoderne-Bauten. So verwurzelt sich der neu entstehende Holzbau im produktiven Charakter eines Wissensspeicher für die
Bauwende und vermittelt zwischen nachhaltiger Materialverarbeitungskultur und dem gesammelten Erkenntnissen zu diesem Wissen.
Das Volumen schmiegt sich lediglich im Westen an die barocke Fassade seines Nachbarn an, schließt und versiegelt dafür jedoch zur Ostfassade die Baulücke nicht komplett. So kann die umgebende Landschaft in den Zwischenraum/Innenhof des Gebäudeensembles eingreifen und bettet die Situation so natürlich in ihren gegebenen Zustand ein. Unmittelbar an der Ostfassade entsteht so ein locker gefasster Begegnungshof der in der landschaftlichen Umgebung eine zentrale Funktion in allen Abläufen des Ensembles einnimmt. Auf dem Weg zum Platz bildet sich ein Lehrpfad aus, der als natürliche Durchwegung zwischen den Bäumen einen Gegensatz zu den daneben liegenden Begegnungshöfen ausbildet. In diesen Bereichen soll der Baumbestand durch diversifizierende Aufforstung verdichtet werden und die Verarbeitung der verschiedenen Werkstoffe mit ihrem natürlichen Ursprung verknüpfen.
lässt sich harmonisch auf die verschiedenen Nutzungen des Wissenspeichers in einem Gebäude übertragen. Ganz im Sinne des klar strukturierten Grundrisses formuliert sich auch das Tragwerk als einfaches Skelettbau aus. Die Konstruktion
als auch die klaren und uneingeschränkten Strukturen des Grundrisses ermöglichen einen hohen Grad an Flexibilität für eine mögliche Umnutzung in der Zukunft. Die tragenden Stützen strukturieren von außen die Fassade und formulieren sich im Innenraum zum Mobiliar aus und bespielen den Raum.
Die verspielte Fassade differenziert sich durch unterschiedliche Höhen und bricht die klare Struktur des Grundrisses und der Konstruktion auf. Die differenzierte Rhythmisierung der vertikalen Struktur macht verschiedene Fassadenbereiche als horizontale Bänder ablesbar. Die unansehnliche Nordfassade des barocken Nachbars wird zur Experimentierfassade umfunktioniert. Hier werden verschiedene Materialien 1:1 getestet und dienen als Lockvogel des Begegnungshofes auf die Diskurse und Themen des Innenleben des Bauwende Wissensspeichers.
Abdulghani Aljajah, Friedrich Lorch, Lukas Strasser, Luke Knese, Zeynep Kaya
Eine Dokumentation, nicht darüber „was“ wir bauen, sondern „wie“. Wie nähern wir uns dem Begriff der Bauwende, was bedeutet er für uns und was lernen wir daraus? Wie sieht Bauwende aus, wie fühlt sie sich an? Wer kann Teil der Bauwende sein und wie kann man am Prozess Teil haben? Die Arbeit beginnt mit einer theoretischen Auseinandersetzung, gefolgt von Eindrücken der Exkursionen zum Inspirieren, Denken und Rauskommen. Auf Fotos, mit Gedichten
und Zitaten skizzieren wir unsere Erfahrungen. Mit Plakaten wollen wir zum Mitmachen aufrufen, diese Lehren sich an Statisten welche belegen wie viele Menschen in Computerspiele den Drang verspüren Gebäude und Städte aufzubauen. Der mögliche Zeitliche und Inhaltliche Ablauf des Bauprozesses ist in einem Prozess Plan skizziert. Hier versuchen wir neue Wege des Miteinanders zu beschreiben, welche mit viel Planung und Reflexion verbunden sind.
eine Werkbank, welche den Bauprozess symbolhaft darstellen soll, errichtet haben. Die Materialien haben wir uns während unserer Exkursionen aus regionalen Betrieben beschafft. Gebaut wurde im Innenhof des TU Architekturgebäudes, so bekamen wir Tipps von den verschiedensten Akteur:innen und konnten diese sofort einsetzen. Es entsteht ein Tisch, zu 100% aus Holz, welcher höhenverstellbar ist, sodass in Zukunft Groß und Klein daran arbeiten oder essen oder darauf sitzen kann. Für die Abschlusspräsentation
im Rahmen des Entwurfstudios organisierten wir ein gemeinsames Mittagessen, welches gefoodshared, also vor dem Abfall bewahrt wurde. So konnten wir den Abschluss des Semesters gemeinsam zelebrieren. In einer abschließenden Essenz fassen wir unsere Erfahrungen zusammen.