Preisträger Proholz Student Trophy 2022
Modellprojekt Haus der Statistik, Berlin

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© Daniel Geistlinger & Moritz Henes

Erstprüfer*in
Natural Building Lab

Zweitprüfer*in
Prof. Jan Kampshoff

Das Ziel des Entwurfes für den Neubau am Haus der Statistik ist es, ein Gebäude zu denken, das den verschiedenen Ansprüchen an Wohnen, Arbeiten und Kultur Raum bietet. Dabei soll das Gebäude neue sowie bestehende Nachbarschaften miteinander verknüpfen und Raum für Begegnungen schaffen. Das Thema Nachhaltigkeit wird über den gesamten Lebens-Zyklus des Gebäudes von den eingesetzten Baumaterialien über die Reversibilität der Konstruktion bis zur Umnutzbarkeit gedacht.

Ziel war es, die experimentierfreudige, informelle und offene Atmosphäre, die aktuell durch die vielen PioniernutzerInnen auf dem Areal des Haus der Statistik geschaffen und gepflegt wird, in den Neubau zu integrieren. Dabei sollen sich Bewohner, PioniernutzerInnen und Kulturschaffende als eine Haus- bzw. Nachbarschaftsgemeinschaft verstehen.

Neben dem öffentlichen Erdgeschoss und dem nachbarschaftlichen Dachgarten soll auf des 4. Obergeschosses der sogenannte Nachbarschaftsboulevard entstehen, um die Gemeinschaft zwischen den PioniernutzeInnen, den zukünftigen Bewohnern, sowie der umliegenden Nachbarschaft zu stärken und Räume zu schaffen, die zwischen den Nachbarn und Externen ausgehandelt, gestalten, und flexibel angeeignet werden können.
Das Wohnkonzept basiert unterschiedlich großen Nachbarschaften, welche kleinere Untereinheiten innerhalb der Hausgemeinschaft bilden. Die 3 unterschiedliche Gebäudetypologien bedienen dabei verschiedene Wohnformen: Die Scheibe ist geprägt von einer räumlichen Schichtung von öffentlich zu privat. Der Turm ist geprägt von vertikalen Nachbarschaften und im Anbau befinden sich betreute Wohnungen und konventionelle 2- bis 4-Zimmerwohnungen. Durch die Abdeckung unterschiedlicher Wohnbedürfnisse wird eine heterogene Bewohnerschaft ermöglicht.
Die flexible Gebäudestruktur erlaubt es sowohl im Turm als auch in der Scheibe, dass sowohl Groß-WGs als auch Clusterwohnungen mit eigenem privatem Bad und eigener Kochzeile entstehen können. Falls in Zukunft der Bedarf an konventionellen Wohnungen steigen sollte, können die Clusterwohnungen mit wenig Aufwand in separate Wohneinheiten getrennt werden.
Konstruktiv ermöglicht die außenliegende Aussteifung einen freien Grundriss ohne tragende und aussteifende Wände oder Kerne und somit eine hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Durch die systemische Trennung von Tragwerk, Treppe, Fassade und Innenausbau, können die einzelnen Elemente unabhängig angepasst oder verändert werden.

Das Tragwerk der Gebäude basiert auf einem Fachwerk. Über drei Geschosse verlaufende Streben und Stützen nehmen die Horizontal- und Vertikallasten auf. Jede dritte Geschossdecke ist aus Brettsperrholz ausgeführt und verteilt als Scheibe die Windlasten auf die Streben. Die vorgefertigte Fassadenelemente und Deckenelemente werden im Inneren des äußeren Gerüstes an die Stützen angeschlossen. Eine Schrittweise Errichtung der Gebäude in Abschnitten von jeweils drei Geschossen ist dadurch möglich. Die Balkone werden außen an den Stützen befestigt und von der auskragenden Brettsperrholzdecke abgehangen. Diese äußeren umlaufenden Schichten bieten eine Erweiterung des Wohnraums und bilden einen konstruktiven Sonnen- und Wetterschutz.

With: Daniel Geistlinger, Moritz Henes