Gruppenarbeit ist in der Architekturlehre und am Institut für Architektur besonders präsent und immer ein bisschen Fluch und Segen zu gleich. Arbeitet man mit Freunden oder nicht? Sind die dann danach noch Freunde oder kann man sich nicht mehr sehen? Riskier ich den Sprung ins kalte Wasser oder geh ich auf Nummer sicher?

Sina Jansen

Schon in den Semesterferien schieben sich diese und ähnliche Gedanken ein paar Mal in die wohlverdiente Auszeit und zu Semesterbeginn wird es dann richtig ernst. Ein bisschen wie im Stuhlkreis auf Kindergeburtstagen geht es dann um die Wurst und es bleibt immer jemand übrig. Die super Strukturieren oder eingespielten Teams haben sich sowieso schon gefunden, die Anderen müssen sich bei der Musikpause schnell formieren. Das klappt sehr oft sehr gut, bringt einen dazu auch mal mit neuen Leuten zusammen zu arbeiten, macht Spaß und ist extrem produktiv. Genauso oft wird allerdings die Gruppe zum Ventil von Unzufriedenheit, die Zusammenarbeit ungleich und unproduktiv und die Stimmung kippt. Schnell ist die verteufelte Gruppenarbeit der Ursprung allen Übels. 

Und da sind wir in dem Dilemma. Dilemma nicht nur deswegen, weil man um das Kooperieren und zusammen Arbeiten später eigentlich nicht drumherum kommt. Dilemma vor allem auch, weil Gruppenarbeit etwas grandioses ist bzw. sein kann: Inspirierend, stimulierend, motivierend, bereichernd, intensiv, spannend, diskursiv, ehrlich, sozial, demokratisch und offen. Ein Dilemma, weil es häufig nur an Kleinigkeiten und Struktur fehlt. Dilemma, weil es Spaß macht den Arbeitsprozess selber zu gestalten, aber sich kaum Jemand dafür die Zeit nimmt. Dilemma, weil wir das in der Hand haben, aber nicht machen. Dilemma, weil schon wahnsinnig viel passiert, das aber einfach immer hinter Projekt und Endpräsentation auf der Strecke bleibt. 


“Die Abschlussarbeit mache ich dann lieber alleine, da hab ich wirklich keine Lust auf Kompromisse!”

Das hier ist keine wissenschaftliche Abhandlung über Formen der Zusammenarbeit und kollektive Prozesse. Im Gegenteil handelt es sich vielmehr um einen reflektierten Erfahrungsbericht, eine persönliche Reflektion unserer Arbeit in der 8-köpfigen Gruppe im Lehrkontext des Natural Building Lab in den vergangenen zwei Jahren. Um den Blick zurück auf selbstorganisiertes Arbeiten, unsere interne Zusammenarbeit und den Gruppenprozess. Um das einmal für uns als Kollektiv aufzuarbeiten und zu rekapitulieren, aber auch um zu schauen wie der Prozess geöffnet und anderen vermittelt werden kann. 

Die Rezeptkarten
Kurzinfo zu jedem Versuch, Abbildung und eine Beschreibung der einzelnen Schritte Die Karten sind fortlaufend nummeriert und können unendlich ergänzt werden. Die Reihenfolge spielt keine Rolle.


Das Rezept ist kein statischer Informationsträger, sondern befindet sich ständig im Prozess. Anmerkungen und Änderungen, Kritik, etc. können auf der Rückseite vermekrt werden. Ist die Karte voll, muss das Format vielleicht einmal grundlegend überarbeitet und neugemacht werden.

Nicht mit dem Anspruch eine Anleitung und Schritt-für-Schritt-Erklärung für optimalen Umgang in der Gruppe zu liefern, das können und wollen wir  nicht, sondern um unsere Versuche aufzudröseln und zu kommunizieren. In der Hoffnung zu inspirieren und irgendeine Art von Reaktion hervorzurufen, sei es Kritik an der vorgeschlagenen Methode und das Bestreben das Ganze anders zu lösen oder doch die Lust, mal wasNeues auszuprobieren. 

Wir haben uns in einem Entwurfsstudio gefunden und formiert und aus dem Semester hinaus an ersten kleineren Projekten und weiterführenden  Aktionen gearbeitet. Dabei war jeder Schritt auf dem Weg ziemlich improvisiert, aber wir sind mit einem unendlichen Elan und Motivation in die Aufgaben gestartet, die uns so direkt eigentlich niemand gestellt hat. (Worum es dabei im Detail ging, ist in den Background Infos auf der Rückseite zu finden). Was wir immer gemacht haben ist aufmerksam zu beobachten, wie andere Gruppen arbeiten und sich organisieren. Denn mal ganz ehrlich: es  muss ja nicht jedes Mal das Rad neu erfunden werden. Ob bei inzwischen alten Hasen wie Assemble oder Public Works, oder aber auch Gruppen und Initiativen direkt vor unserer Nase. Gespräche und Diskussionen die inspiriert von etwas waren oder eine fundierte Gesprächsgrundlage hatten waren immer die, in denen es weiter ging, alle Spaß hatten und der Groschen irgendwie gefallen ist. 



“Wann hast du das letZte Mal über interne Gesprächskultur in deiner Endpräsentation philosophiert?”
With: Sina Jansen