Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Orte, deren Geschichte von Entwicklung und Modernisierung geprägt sind, einen höheren Grad an Autonomie und Entscheidungsfreiheit zurückerlangen können. Am Beispiel der Serkong School hinterfragen wir, ob eine Mehrzahl an westlichen freiwilligen Helfer*innen und Spendengeldern nur dann hilfreich ist, wenn es eine langfristige Planung und einen Willen zur eigenständigen, gemeinschaftlichen Entscheidungsfindung gibt. Mithilfe von architektonischen Interventionen verbildlichen wir diese Idee von höherer Autonomie durch gemeinschaftliches Entscheiden, Stärkung der lokalen Identität und Experimentieren.
Gardening & Students Kitchen
Unsere architektonischen Interventionen werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten – oder zumindest hoffen wir, dass sie das tun. Sie fassen unsere Beobachtungen zusammen und verdeutlichen, wie viel die Gemeinschaft mit den ihnen bereits zur Verfügung stehenden Ressourcen erreichen können, wenn sie mit einer gemeinsamen und klaren Vision vor Augen zusammenarbeiten. Wir haben architektonische Konzepte für den Himalaya ausschließlich aus westlicher Sicht erforscht und können daher nur Vorschläge und keine vollständigen Lösungen vorschlagen.
Die alten Gewächshäuser werden wiederbelebt und mit einer Gemeinschaftsküche als alternatives Klassenzimmer für die Schüler ausgestattet. Dort lernen sie neben der Verantwortung für die Zubereitung von Lebensmitteln auch traditionelle Kochverfahren und Mahlzeiten kennen. Die introvertierte Architektur der Küche, die den tibetischen Häusern in der Region sehr nahe kommt, ist ein Beispiel für zukünftige architektonische Ergänzungen des Campus.Modellfoto
Open Learning Space
Um mit minimalen Mitteln eine große Wirkung zu erzielen, schlagen wir im alten Apothekengebäude, das sich im südlichsten Teil der Mehrzweckhalle befindet, eine reine Nutzungsänderung vor. Die Apotheke wird in einen vielseitigen Unterrichtsraum umgewandelt, in dem praktische Arbeit sowie traditioneller Tanz und Musik im Mittelpunkt stehen.
Der neue Lernraum, der die Mehrzweckhalle mit einem zuvor ungenutzten Hof verbindet, schafft eine Pufferzone zwischen Innen und Außen, die beide Bereiche bespielen kann. Eine Trombe Wall an der südlichen Fassade schafft gut temperierte Räume, in denen die Schüler sich auch im Winter kreativ entfalten können.
Diese wenigen Monate waren für unsere Gruppe eine großartige Lernerfahrung. Die ursprüngliche Frage, wie wir Tabo helfen können, verwandelte sich schnell in: Was können wir von Tabo lernen? Tabo hat uns gezeigt, dass die Richtung des Fortschritts kein universelles Konzept ist. Sie sollte nicht passiv hingenommen werden, sondern vielmehr an den jeweiligen geografischen und kulturellen Kontext angepasst werden. Orte mit einer Geschichte westlicher Entwicklung und Modernisierung können und sollten ein größeres Maß an Autonomie zurückgewinnen, indem sie sich wieder auf ihre Wurzeln und Ressourcen besinnen. Das Beispiel der Serkong-Schule verdeutlichte, dass eine Vielzahl westlicher Freiwilliger und Spender nur dann hilfreich ist, wenn es eine langfristige Planung und eine autonome Gemeinschaft im Kern gibt.
Vielen Dank an Serkong Rinpoche, Padma Chottar, Annette Kleinbrot, Satprem Maini, Pratyush Shankar, Dorje, Tashi, Anam, Santosh & die gesamte Serkong School