Das Forschungsvorhaben upMIN100 untersucht in einem interdisziplinären Konsortium aus Wissenschaftler*innen, Planenden und Beteiligten der Baupraxis ob und zu welchen Anteilen mineralische Bau- und Abbruchabfälle der Feinfraktion (< 2 mm), die überwiegend deponiert werden, als Ausgangsstoffe in Lehmbaustoffen Anwendung finden können.
Förderung: ZukunftBau
Projektlaufzeit: 02.2022-06.2024
Aktenzeichen: 10.08.18.7-21.24
Zentrale Fragen in Bezug auf zulässige Schadstoffgehalte im Ausgangsmaterial sowie baustoffbedingte Emissionen in die Raumluft werden im Detail betrachtet, da diese maßgeblich für eine Zulassung in der Normung sind. Dazu wird eine Überprüfung der rezyklierten Fein- und Feinstfraktion auf Schadstoffe im Feststoff (Königswasseraufschluss) und im Eluat (Säulen- o. Schüttelversuche nach DIN 19528 / CEN TS 16637-3 oder DIN 19529/DIN EN 12457-4 beim Wasser-Feststoffverhältnis 2 l/kg bzw. 10 l/kg) durchgeführt und mit Grenzwerten des Entwurfes der Ersatzbaustoffverordnung sowie den Anforderungen des DIBt (MV V TB, Tabelle A-2, Anhang A) abgeglichen. Über die Entwicklung zweier Lehmbaustoffe (Lehmstein, Lehmputzmörtel) soll die technische Machbarkeit geprüft sowie Anforderungen an die Rezyklate definiert werden.
Um den Rezyklatanteil im Baustoff zu maximieren, wird eine Substitution der natürlichen Gesteinskörnung zu 100% sowie des Bindemittels zu 80% – 100% angestrebt. Baustoffprüfungen nach DIN 18945 und 18947 sollen diese Werte validieren bzw. zulässige Anteile festlegen. Um eine gesundheitsgefährdende Wirkung der entwickelten Baustoffe auszuschließen, werden diese in Bezug auf Schadstoffemissionen in die Raumluft untersucht. Zur Abschätzung der potenziellen Genehmigungsfähigkeit bzgl. Innenraumlufthygiene werden Prüfungen in Anlehnung an die Anforderungen an bauliche Anlagen bezüglich des Gesundheitsschutzes (ABG) des DIBt durchgeführt, die in Anhang 8 der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MV V TB) veröffentlicht sind. Diese Untersuchungen betreffen vorrangig Emissionen flüchtiger organischer Komponenten (VOC). Zudem soll mit Screeningversuchen das Emissionspotenzial relevanter schwerflüchtiger Schadstoffen, aber auch weiterer kritischer Stoffe wie PAK abgeschätzt werden. Eine projektbegleitende Lebenszyklusanalyse untersucht die Umweltwirkung der Entwicklungen und dient auch dazu, unerwartete Verschlechterungen der Ökobilanz im Vergleich zu Lehmbaustoffen auf Basis von Primärrohstoffen aufzuzeigen.
Anhand der Ergebnisse konnte in Abstimmung mit dem Normenausschuss für Lehmbau eine Empfehlung auf einen Anteil von Rezyklaten in Lehmbaustoffen gegeben werden, der Einzug in die Norm gefunden hat.
Entstanden sind insgesamt vier Materialmischungen für Lehmsteine und -Putzmörtel. Dabei variieren die Rezyklatanteile von 28-100%. Eine abschließende Prüfung der Baustoffe steht noch aus.