Die Art und Weise wie unsere Städte und Gebäude geplant, gebaut und betreiben werden, ist für über 40 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Um die Klimaziele im Bausektor zu erreichen müssen neue Planungs-, Gestaltungs- und Umsetzungsstrategien etabliert werden, welche die Klimagerechte Anforderungen an zukunftsfähige Gebäude und Bauweisen erfüllen.
Ein breit gefächertes Forschungskonsortiums, unter Leitung des Bauhaus Erde, aus Wissenschaft (TU Berlin, HNE Eberswalde), Kunst und Praxis (Haus der Materialisierung / Mitkunstzentrale) untersucht in dem DBU-geförderten Forschungsvorhaben die natürlichen und anthropozäne Rohstoffpotentiale der Region Berlin Brandenburg und deren Anwendbarkeit für den Bausektor. Um die soziokulturellen und wirtschaftlichen Hintergründe der Materialien zu verstehen, werden die gesamten Wertschöpfungsketten bis zur Entsorgung oder Wiederverwendung untersucht.
Ziel ist es zu erörtern welche ökonomischen ökologischen und regionalen Parameter in Zukunft die Planung und das Aussehen der gebauten Umwelt beeinflussen werden und wie ein Verändertes Bewusstsein im Umgang mit vorhandenen Ressourcen aussehen kann.
Mit dem Forschungsprojekt ProtoPotsdam wird anhand eines experimentellen Pavillons, der noch 2023 auf dem Grundstück des ehemaligen Militärwaisenhauses nahe der Potsdamer Innenstadt entstehen wird, eine Bau- und Planungssystematik erarbeitet, welche an die regionalen Anforderungen und Besonderheiten angepasst ist. Grundlage für die Gestaltung und Planung sollen die Forschungsergebnisse der am Projekt beteiligten Partner sein, um experimentell neue Bauweisen und Materialien auszutesten. Nicht nur der Pavillon selbst wird ein Experiment sein, sondern einen Rahmen für Austausch und Diskurs bieten. Material- und Gestaltungsexperimente werden in dem Pavillon der breiten Öffentlichkeit dargestellt um den Diskurs über eine Veränderung der Baukultur voranzubringen. Die aus dem Bau- und Planungsprozess gewonnen Erkenntnisse werden in einer zweiten Phase in einen am gleichen Ort entstehenden Neubau einfließen und auf Skalier- und Übertragbarkeit überprüft.
Im Fokus des Natural Building Labs, als Teil des Design-Teams für den Pavillon, steht die Entwicklung eines Bausystems, das dem Einsatz regional Verfügbarer und Wiederverwendeten Materialien gerecht wird. Die überwiegende Konstruktion wird aus heimischem Holz ausgeführt, wobei derzeit im konstruktiven Holzbau nichtverwendete Holzarten zum Einsatz kommen sollen und deren konstruktive Verwendung im Tragwerk erprobt werden kann. Bereits in der Planungsphase wird das zu entwickelnde System ganzheitlich über die vorangehenden und nachgestellten Wertschöpfungsketten berücksichtigt um möglichst simple und mit wenig Aufwand ausgeführte Verbindungspunkte zu generieren. Dadurch kann der Bau- und Planungsprozess auf die wesentlichen Akteure der Holz-Wertschöpfungskette reduziert und die Abhängigkeit von industriell gefertigten Bauteilen vermeiden werden.